Die Forderung nach »Erziehung zum funktionalen Denken« wurde 1905 erstmals von den Meraner Reformern um Felix Klein explizit formuliert und entwickelte sich bald zum konsensfähigen Schlagwort. Funktionales Denken zu pflegen galt den damaligen Reformern als Hauptaufgabe des Mathematikunterrichts. Im Vortrag soll an Beispielen aus zeitgenössischen Schulbüchern und Veröffentlichungen illustriert werden, dass zu jener Zeit nicht irgendeine Behandlung »des« Funktionsbegriffs nach heutigem Verständnis gemeint war, sondern im wörtlichen Sinne gewisse Denkgewohnheiten. Es handelt sich vielmehr um fließende, bewegliche und dynamisierte Sichtweisen von Mathematik, die mathematikdidaktische Diskussionen um Stichworte wie Operatives Prinzip, Mathematisierung und fundamentale Ideen bereichern könnten.