Nachdem zunaechst die Sequenzen und Raumstrukturen von
biologischen Makromolekuelen den Inhalt der Bioinformatik
ausmachten, hat sich in den letzten Jahren die Modellierung
metabolischer und regulatorischer Netzwerke zu einem festen
Bestandteil dieses Fachgebiets entwickelt. Ein Grund dafuer
ist, dass die Funktionszuordnung neu sequenzierter ORFs
nicht allein durch Sequenzvergleich vorgenommen werden kann,
sondern die Genprodukte im funktionellen Kontext, z.B. im
Zusammenwirken innerhalb metabolischer Wege betrachtet
werden muessen. Waehrend die traditionelle Modellierung
biochemischer Systeme die Simulation der zeitlichen Dynamik
zum Ziel hatte, ist fuer die funktionelle Genomik eine
strukturell-topologische Analyse essentiell. Aufbauend auf
frueheren Ansaetzen anderer Autoren haben wir das Konzept
der elementaren Flussmoden entwickelt, das inzwischen zu
einem wichtigen und nuetzlichen Bestandteil dieser
strukturellen Analyse geworden ist. In dem Vortrag wird das
Konzept erlaeutert und seine Anwendbarkeit in der
Genomanalyse (Rekonstruktion des Metabolismus),
Biotechnologie (Maximierung der molaren Ausbeuten) und
Medizin (Analyse von Enzymdefekten) am Metabolismus von
Mycoplasma pneumoniae und anderen ausgewaehlten Beispielen
illustriert. Die zur Ermittlung der Flussmoden entwickelte
Software wird vorgestellt. Ausserdem werden Moeglichkeiten
der Modellierung regulatorischer Netzwerke, z.B. mittels der
Metabolischen Kontrolltheorie, aufgezeigt.