Schon in seinem Roman »Die Verwirrungen des Zögling Törless« hinterlässt Musil mehrfach mathematische Spuren, insbesondere thematisiert er hier Gehalt und Methode des Mathematikunterrichts. Während seiner mittleren Schaffensperiode analysiert er dann in mehreren Essays ganz allgemein die Bedeutung von Mathematik als spezieller Kulturleistung im gesamtkulturellen Kontext. Diese Analyse erfährt schließlich ihre literarische Realisierung in Musils Hauptwerk, dem Roman »Der Mann ohne Eigenschaften« – verbunden mit einem mutigen Entwurf des Bildungswertes der Mathematik: Eine mathematische Lebensform fungiert als Vermittlerin von Ratio und Gefühl, von Disziplin und Leidenschaft, von Routine und Kreativität.